Hallo Ralf,
bei Tieren liegt der Fall insofern anders, als dass es dabei ja um generative Vermehrung geht und die Vielfalt/Variation einzelner Gene dadurch immer geringer wird und dadurch eine Inzuchtdepression nach einigen Generationen entsteht (oder entstehen kann).
Alex,
so eine Inzuchtdeperssion tritt bei vegetaiver Vermehrung nicht auf, die Population ist ja ein Klon und die Gene werden nicht wie bei der generativen Vermehrung neu kombiniert, sondern bleiben identisch erhalten.
So können vegetativ vermehrte Pflanzen wie Kartoffel- oder Apfelsorten (theoretisch) zeitlich unbegrenzt erhalten werden.
Praktisch kann es aber zu Mutationen in Meristemen (Sproßspitzen) kommen, so dass auch in vegetativ vermehrten Pflanzen Sprosse / Ableger / Brutknolle etc entstehen, die von der Mutterpflanze abweichen. Ein Beispiel wäre die Apfelsorte Roter Gravensteiner, die durch zufällige Mutation aus dem (grünen) Gravensteiner entstanden ist.
Eine weitere Ursache für Abweichungen kann die Mutation von einzelnen Zellen, Sektoren oder Schichten in einer Sproßspitze sein, die dann zu Chimären führt; Beispiel wäre konjac 'Shattered Glass', die aus einer reingrünen konjac entstanden sein sollte.
Was Du beschreibst, könnte eher auf die Anhäufung von Krankheiten zurückzuführen sein, so dass die Folgepopulation immer weniger wüchsig sind.
Das ist z B bei Kartoffelsorten ein Problem, die ja auch Klone sind; da sind es vor allem Virosen, die dann in Laufe der Zeit zu Wachstumsdepressionen führen.
Die Sorte 'Hansa' konnte zB nur erhalten werden, indem durch Sproßspiztenkultur in Kombination mit Wärmetherapie wieder virusfreie Sproßspitzen erzeugt wurden, mit denen dann wieder virusfreie "Saatknollen' produziert wurden, die dann wieder die ursprüngliche Wüchsigkeit und den entsprechenden Ertrag haben.
Hope this helps,
Bernhard.