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1

Dienstag, 14. Mai 2013, 21:52

Mikrovermehrung von Amorphophallus titanum

Ich darf euch mit Freude mitteilen, dass es mir gelungen ist einen A. titanum aus einem Blattsegment zu vermehren. Er hat zwar noch keine Wurzeln, aber nach sechs Wochen sieht er schon recht vielversprechend aus.

Gruß
Andreas


2

Dienstag, 14. Mai 2013, 23:42

Hallo,

Glückwunsch zu dem Erfolg. Das was du da gemacht hast, ist aber keine wirkliche Invitrovermehrung sondern mehr oder weniger eine Blattstecklingsvermehrung auf einem Nährboden. Wusste gar nicht,dass das geht.

Das scheint mir eine gute Methode zu sein,für Blattstecklinge.

Würdest du uns etwas zu deinem Setup erzählen ? Eventuell die Zusammensetzung des Nährbodens ? Deine Vorgehensweise würde mich auch mal interessieren.


Hast du unter sterilen Bedingungen mit Autoklaven gearbeitet,oder eher die Hausmitteltechnik genommen und da mit Bleiche und Alkohol desinfiziert ?

Sowas würde ich auch mal testen wollen. Welche Hormone hast du genutzt ? BAP und NAA ??

Was ich mich frage ist, wie du die Knolle jetzt zum Wurzeln bringen willst. Umsetzen in ein hormonfreien Boden ?

Würde mich freuen,wenn du uns teilhaben lässt,an dieser Technik :D

MfG
Stephan

3

Mittwoch, 15. Mai 2013, 10:14

Na klar lass ich euch teilhaben.

Die Idee kam mir als ich von dem Kohlenbach Versuch gehört habe. Der Bericht findet sich in Acta horticulturae, Heft 226 von 1988, falls das jemand nachlesen möchte. Nach meinem Wissen war das die erste erfolgreiche Vermehrung eines A. titanum in Nährmedium über Blattstecklinge. Ich habe seine Versuche aber nur als Anhaltspunkt genommen und ein anderes Medium gewählt.

Dies war mein erster Versuch, daher lief auch nicht alles so perfekt ab.

Als Medium diente ein MS Medium mit 1.0 BAP und Agar.

Alle Explanate stammen von meinem im Oktober ausgesäten A. titanum. 15 Habe ich vom ersten Blatt genommen und 7 vom zweiten Blatt. Dafür habe ich zwei Segmente des ersten und ein Segment des zweiten benutzt. Die Blätter wurden zunächst in Alkohol und danach in Natriumhypochlorit desinfiziert. Danach habe ich nur die Mittelrippen mit ca 1 cm Blatt auf den Seiten verwendet.

Die Sterilisierung hat gut funktioniert. Von den 22 Explanaten waren anschließend nur zwei kontaminiert. Im Kohlenbach Versuch blieben von ca 200 Explanaten nur ca 50 unkontaminierte übrig, so dass ich mit meiner Quote durchaus zufrieden bin.

Allerdings waren scheinbar meine Gläser nicht sauber genug, so dass anschließend nochmal sieben Explanate kontaminiert waren. Ich vermute es lag daran, dass ich das Nährmedium in saubere aber unsterilisierte Gläser gefüllt und dann gemeinsam sterilisiert habe, indem ich es in der Mikrowelle erhitzt und für 2 Minuten gekocht habe. Scheinbar haben dabei am Glas Schimmelsporen überlebt.

Der Unterschied zu den beiden ersten war, dass hier die Kontamination an der Grenze zwischen Glas und Medium stattfand, und nicht ausgehend vom Explanat. Beim nächstenmal werde ich also die einzelnen Gläser auch noch sterilisieren bevor ich Medium einfülle und dann nochmal gemeinsam mit dem Medium.

Zum Setup kann ich sagen, dass ich ein einem geschlossenen Raum gearbeitet habe. Ich habe zunächst mit einem Sprüher im ganzen Raum Wasser gesprüht, um möglichst viel Staub zu binden. Den Tisch und alle Instrumente mit denen ich gearbeitet habe, habe ich mit Alkohol abgewaschen. Als "Clean Box" Habe ich einfach eine IKEA Samla Box genommen, die ich auf den Kopf gestellt habe und ein Loch zum Arbeiten in die Seite geschnitten.

Zum Thema Bewurzeln bin ich noch nicht sicher. Ich denke gerade darrüber nach, ob ich mein Explanat teile und davon Subkulturen anlege und dann diese bewurzele. Ich lese mich gerade nochmal durch das Thema Hormone in diversen Micropropagagation Büchern, um herauszufinden, welche Hormonkombination ich sinnvollerweise für die Subkulturen verwende. Die müssen ja in Schritt eins wachsen, in Schritt zwei einen Austrieb bilden und in Schritt drei bewurzelt werden.

Es sieht übrigens so aus, dass das Blatt nicht zu alt sein darf. Die Explanate des ersten Blattes, welches zu Beginn des Versuches ca 5 Monate alt war, welken alle bis auf eins. Die Explanate des jüngeren Blattes sehen velversprechender aus.

Auf jeden Fall ein spannendes Thema. Ich werde demnächst noch Versuche mit meinen anderen Arten machen. Wenn ich fertig bin, werde ich das Setup nochmal ausführlicher beschreiben, damit andere es nachmachen können.

4

Mittwoch, 15. Mai 2013, 11:21

Vielen Dank für deine Erläuterung. So,wie du es beschrieben hast, bin ich auch vorgegangen, allerdings mit weniger Erfolg.

Ich würde zum Bewurzeln NAA nutzen. Die Kombination BAP & NAA ist recht weit verbreitet.

Wieviel Agar hast du denn genommen ? Bei mir wurde das immer so fest,dass es schwer war,dort Blattstückchen rein zu bekommen :D

Und wie hast du dein Natriumhypochlorid gemischt ? Ich gehe davon aus,das du das blaue Dan Klorix genommen hast :) Wie lange hast du die Explantate darin gelassen ?

Wie lang waren denn die Explantate ?

5

Mittwoch, 15. Mai 2013, 11:38

Worin lag denn dein Problem, dass zu weniger Erfolg führte? Und wo hast du deine Hormone und anderes gekauft?

Vom Agar habe ich immer zwei Messlöffel genommen, ich meine es waren die amerikanischen "pinch" pro Glas. Theoretisch waren die Gläser mit 45 ml gefüllt. Da ich aber keinen passenden Messbecher hatte, habe ich die halt nach Auge etwa gleich gefüllt. Bei einigen war das Agar dann auch sehr hart für die Blätter. :D Bevor ich einen neuen Versuch starte, werde ich mir erstmal einen passenden Messbecher kaufen.

Vom Natriumhypochlorit habe ich mir einen Kanister mit einer ich glaube 13% Lösung gekauft, den ich dann 1:10 verdünnt habe. Wie lang sie drin waren kann ich dir grad nicht sagen, da ich im Büro bin, und meine Aufzeichnungen zuhause sind. Ich glaube aber es waren ca 5 Minuten.

Bei den Explanaten habe ich ca 2-3 cm Länge gewählt, wobei ich die Blattspitze nicht mehr verwendet habe, weil die zu weich fürs Agar war.

Ich denke man muss das ganze schon 3-4 mal gemacht haben um ein Gefühl dafür zu bekommen. Deshalb werde ich mich jetzt mal quer durch meine Sammlung versuchen. Da in den letzten Wochen viele ausgetrieben sind, habe ich genug junge Blätter zum Testen. Wenn mein titanum dann sein drittes Blatt treibt, habe ich dann hoffentlich schon genug gelernt, um mehr als ein erfolgreiches Explanat zu bekommen.



Hat hier evtl. sonst noch jemand Erfahrungen mit Mikrovermehrung?


Andreas

6

Mittwoch, 15. Mai 2013, 11:55

Mein Problem lag wohl daran,dass ich eine Art versucht habe zu vermehren,die sich quasi nicht über Stecklinge vermehren lässt (A.gallaensis). Da sind die Explantate einfach nach langer Zeit braun geworden.
Meine Hormone habe ich über ebay.com bezogen. Wurde da als "water soluble NAA" und "water soluble IBA" angeboten. Das BAP und die MS Nährsalze habe ich von Omikron.

Der Bernhard kennt sich damit recht gut aus.

7

Sonntag, 23. Juni 2013, 22:49

Hallo Amorphophallusfreunde,
da ich neben Pflanzen auch Pilze züchte und das Mycel auf Agar Agar kultiviere, so reicht eine Sterilisation unter Mikrowelle nicht aus. Die Schimmelsporen und viele Bakterienarten überleben das. Man muß schon eine halbe Stunde oder mehr das Agar Agar mitsamt dem Kulturglas bei 121° C sterilisieren. Das funktioniert sehr gut mit einem Dampfdruckkochtopf. Damit die Gläser nicht zerspringen, umwickelt man sie mit Aluminiumfolie. Ebenso werden die Gläser mit Aluminiumfolie verschlossen, wo man nach der Sterilisation darüber einen Deckel schrauben kann. Auf diese Weise hatte ich nur noch eine Kontaminationsrate von 2%, welche aber beim Öffnen des Glases während des Impfens kontaminiert worden sind. Um das zu vermeiden, benutze ich während des Impfens zwei (Kartuschen)Bunsenbrenner,so daß die Heißluft Staub und Mikroben nach oben abwirbelt. So fliegt kaum etwas in das Glas hinein. Amsonsten wird der Tisch Besteck usw. Spiritus und Natriumhypochlorid desinfiziert. Wenn die Gläser erkaltet sind, dann bestreicht man sie rings um die Öffnung mit Vaseline, damit keine Milben in das Glas hineingelangen und somit Schimmelsporen hineintragen. Sie bleiben dann an der Vaseline kleben. Milben schlüpfen sogar durch feinste Ritzen, selbst wenn die Gläser mit Parafilm verschlossen worden sind.

Da ich bislang nur Pilzmycel auf Agar Agar gezüchtet habe, dem Gerstenmalz und Melasse beigmischt war, habe ich noch keine Erfahrungen, was man bei der Pflanzenvermehrung auf Agar welche Arten von Beimengungen verwendet. Da Pflanzen Mineralsalze benötigen, könnte ich mir eine sehr schwache Düngerlösung vorstellen, da Stecklinge allgemein man nicht stark düngen sollte. Was genau ist BAP und NAA? Welche Zusammensetzung hat es?

8

Montag, 24. Juni 2013, 08:46

Zunächst zu deinen Fragen, BAP und NAA sind Pflanzenhormone oder Wachstumsregulatoren. Durch Zugabe von einem oder mehreren Hormonen kann man erreichen, dass vom Explanat z. B. Callus oder Wurzeln gebildet werden. Was passiert hängt von den Hormonen ab.

BAP - 6-Benzylaminopurine

NAA - 1-Naphthylessigsäure

Das MS Medium enthält Nährsalze. Es ist somit eine Düngerlösung. Siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Murashige-Skoog-Medium

Die Erfahrungen zeigen, dass die Sterilisation in der Mikrowelle meistens (nicht immer) ausreichend ist. Ich verweise da auf Carol Stiff, die im amerikanischen Raum seit Jahren Tissue Culture für den Hausgebrauch praktiziert und lehrt.

Ich selbst habe ein ca drei Monate altes Explanat, welches bisher keine Spuren von Kontaminierung zeigt. Hilfreich ist dabei sicher, dass dem Medium PPM zugesetzt wird, welches Kontaminierung vorbeugt. Siehe hier http://www.plantcelltechnology.com/about-ppm/

Wenn du dich mit dem Thema näher auseinander setzen möchtest, empfehle ich folgende Seiten:


http://tech.groups.yahoo.com/group/hometissueculture/
Meines Wissens nach die größte Community, die sich mit Tissue Culture beschäftigt.

http://www.kitchenculturekit.com/index.htm
Die Seite von Carol. Hier kann man auch das Zubehör kaufen.

http://www.amazon.de/Plants-Test-Tubes-I…from+test+tubes
Das Buch Plants from Test Tubes. Eine verständliche Anleitung und Einführung in das Thema.

Gruß
Andreas

9

Mittwoch, 3. Juli 2013, 23:16

Vielen Dank für diese Antwort. Ich kannte die Wachstumshormone nur unter den Namen Naphtylessigsäure, was auch in Wurzelfix enthalten ist und die anderen Hormone wie Auxine oder Gibbelerine.
Nun mit der Mikrowelle habe ich sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Damit hatte ich mal angefangen, Nährböden zu sterilisieren. Es war eine extreme Energieverschwendung, wo die Stromkosten ziemlich in die Höhe schnellten und die Kontaminationsrate lag bei 90%!
Oft schäumte die Sache über und versaute mir die Mikrowelle. Dann versuchte ich mit UV-Licht zu steriliseren, wo aber das Ozon den Nährboden zerstörte und die Kontiminationsrate ging kaum wesentlich runter. Auch mit H2O2 hatte ich es versucht - kaum nennenswerte Erfolge und wie bei Ozon gingen die Nährböden kaputt. Das Pilzmycel konnte oft darin nicht wachsen außer der Schimmelpilz.

Erst als ich mir einen Dampfdruckkochtopf zulegte, hatte ich sehr gute Erfolge und er war wesentlich energiesparender, als die Mikrowelle.
Ich benutze absichtlich auch keine chemischen Mittel, die das Substrat steril halten.

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